"Hilf mir, es selbst zu tun"
(Dr. Maria Montessori, ital. Ärztin und Pädagogin, 1870-1952)
Dr. Maria Montessori (* 31. August 1870 in Chiaravalle bei Ancona; † 6. Mai 1952 in Noordwijk aan Zee) war italienische Ärztin und Pädagogin. Als eine der ersten Frauen erkämpfte sie sich den Zugang zur medizinischen Universität. Sie begann als Assistenzärztin in der Kinderabteilung der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom, später wurde sie Direktorin eines heilpädagogischen Instituts. 1901 nahm M. Montessori das Studium der Anthropologie, Psychologie und Erziehungsphilosophie auf.
1907 eröffnete sie das erste reformpädagogische Institut im Armenviertel San Lorenzo in Rom. Ihre wissenschaftlichen Publikationen werden weltweit zitiert und umgesetzt. Maria Montessoris Vortragsreisen und Ausbildungskurse verschafften der Pädagogik bis heute großen internationalen Stellenwert. Die Montessori Pädagogik ist einer der am meisten verbreiteten und international hoch angesehenen reformpädagogischen Ansätze.
Montessori Pädagogik in Österreich:
1917 - 1938 war Wien das Zentrum der Montessori Pädagogik (vgl. Hammerer 1997, S.44). 1917 eröffneten Ordensschwestern der Franziskanerinnen in der Leystraße in Wien mit Hilfe von Mailänder Mitschwestern den ersten nach Montessori Prinzipien geführten Kindergarten. 1920 kam Lilli Roubiczek, eine hoch talentierte Jüdin und Schützling Montessoris, nach Wien und baute im 10ten Bezirk, im von der Stadt Wien zur Verfügung gestellten Zita-Heim, erfolgreich ein Kinderhaus und die erste Montessori Schule auf. Dies entsprach den hohen Anforderungen Maria Montessoris nach einem einheitlichen Bildungsweg, der die Kontinuität kindlicher Arbeit ohne künstliche Unterbrechung ermöglicht. Maria Montessori sagte bei ihrem Besuch der Schule: "Junge, fröhliche, begeisterte Menschen arbeiten hier mit dem Einsatz all ihrer Kräfte für das `Werk des Kindes`" (Montessori 1928, S. 187)
1938 wurden alle österreichweit verbreiteten Montessori Institutionen (Kinderhäuser und Schulen) und auch Montessoris Schriften von den Nationalsozialisten verboten. Ihre Veröffentlichungen kamen auf die "Liste der verbotenen Bücher". Die Montessori Pädagoginnen jüdischer Herkunft mussten ins Ausland emigrieren um zu überleben.
Erst 1945 konnten Maria Retter und ihre Schwester in Innsbruck das Kinderhaus wiedereröffnen. Auch veranlassten sie 1951 einen internationalen Montessori-Ausbildungskurs für KindergärtnerInnen und LehrerInnen. Dies wurde der letzte Kurs, den Maria Montessori persönlich eröffnen konnte. Die Leitung des Kurses übernahm ihr Sohn Mario Montessori.
Zum aktuellen Stand: Die Montessori Pädagogik erlebt ihre Renaissance. Eltern suchen nach Alternativen und finden sie sowohl in privaten Einrichtungen (oft unter Einhaltung hoher Qualitätsstandards der Verbände) als auch im öffentlichen Bereich in Montessori Mehrstufenklassen oder einzelnen Klassenzügen mit Montessori Schwerpunkten. Durch das Angebot der Montessori Materialien in der Schulbuchaktion hat Österreich einen großen Schritt in eine gute Richtung gemacht.
Die Ausbildung zur Montessori Pädagogin müssen alle PädagogInnen aus dem Kindergartenbereich oder der Schule vollständig selbst finanzieren.
Es ist der Initiative privater Personen oder Organisationen überlassen, die Montessori Pädagogik als Gesamtkonzept (reine Montessori Pädagogik in Kinderhaus oder Schule) Kindern in Österreich zugänglich zu machen.
Ein Beispiel flächendeckender Angebote: Mittlerweile kann, dank engagierter Eltern und PädagigInnen, fast jeder Wiener Bezirk, mindestens ein Kinderhaus vorweisen! Auch die Anzahl der Montessori Schulen in ganz Österreich nimmt stetig zu.